Eva Lichtspiele

Blissestraße 18
10713 Berlin
U Blissestrasse oder Bus 101, 104, 249
Tel.: 030 / 922 55 305
Wir zeigen heute,
Freitag, den 03.05.2024:


15:15 Eva:
Arrow Morgen ist auch noch ein Tag

17:45 Eva:
Arrow Maria Montessori

20:30 Eva:
Arrow Es sind die kleinen Dinge

Eintrittspreise

Zwischen uns das Leben

... Zur Premier am Mittwoch, dem 1. Mai (Bundesstart) um 20:30 Uhr im EVA!

Filmstar Mathieu, den ein gescheitertes Projekt dazu bringt, sich spontan am Meer ein paar Tage Ruhe zu gönnen. Dort trifft er zufällig – aber gibt es überhaupt Zufälle? – seine ehemalige große Liebe wieder: Alice, die glücklich zu sein scheint in ihrem neuen Leben.
Die französischen Atlantikküste im Winter bildet den malerisch rauen Hintergrund für eine zärtliche, sanft melancholische Komödie, die vielleicht ein Liebesfilm ist.

Originaltitel: Hors-saison
Frankreich 2023
Regie: Stéphane Brizé
Drehbuch: Stéphane Brizé, Marie Drucker
Darsteller: Guillaume Canet, Alba Rohrwacher, Sharif Andoura, Marie Drucker
Kamera: Antoine Héberlé
Musik: Vincent Delerm
Länge: 115 Minuten

FILMKRITIK:

Der französische Filmstar Mathieu wollte endlich wieder einmal Theater spielen, doch dieses Vorhaben ist gründlich danebengegangen. Tatsächlich ist das Worstcase-Szenario für jeden Schauspieler und für jede Theaterinszenierung eingetreten: Der Hauptdarsteller hat alles hingeschmissen und ist abgehauen. Was auch immer dahintersteckt – ein Burnout, die Midlife Crisis, Depressionen oder alles zusammen: Mathieu muss sich erholen, und dafür hat er sich ein nobles Spa-Hotel an der Atlantikküste ausgesucht. Jetzt, im Winter, ist dort überhaupt nichts los, und das ist genau das Richtige für Mathieu. Er hat eine Art Rundum-Sorglos-Paket mit Hydrotherapie, Massagen und Sportprogramm gebucht, mit dem er hofft, bald wieder arbeiten zu können. Im Moment geht es ihm gar nicht gut, immer wieder muss er weinen, und die Anrufe seiner Lebensgefährtin zum Thema Schadenersatz sind kaum geeignet, seine Laune zu verbessern.

Doch der Spa-Urlaub nimmt eine ganz andere Wendung: Vollkommen unerwartet trifft Mathieu ausgerechnet hier am Meer seine große Liebe wieder: Alice, die verheiratet ist, ein Kind hat und als Klavierlehrerin arbeitet. Seitdem Mathieu sich von ihr getrennt hat, sind viele Jahre vergangen. Alice hat lange gebraucht, um die Trennung zu verkraften. Doch da ist nicht nur die alte Vertrautheit zwischen ihnen, sondern auch eine andere Art des Miteinanders. Es entwickelt sich etwas Neues zwischen den beiden.

Stéphane Brizé macht aus der romantischen Geschichte dankenswerterweise keine Schmonzette, sondern eine eher ruhige Komödie. Hier sind nicht die Hauptpersonen komisch, sondern die Nebenfiguren, das Ambiente und die Umstände: die sterile Umgebung des nahezu leeren Hotels mit seiner eiskalten Hightech-Einrichtung – Mathieu kämpft vergeblich gegen eine feindselige Espressomaschine und muss sich ständig mit Selfie-wütigen Hotelangestellten beschäftigen oder mit einem Personal Trainer, der ihn erstmal zutextet. Mathieu läuft auf dem Laufband, er ist allein, er läuft auf der Stelle. Das ist natürlich symbolhaft und auch ein bisschen traurig, so wie Mathieu traurig ist und einsam. Es scheint, als ob Mathieu durch Alice ins Leben zurückkehrt. Guillaume Canet spielt den Mathieu mit umwerfendem melancholischen Charme, Alba Rohrwacher als Alice ist eine desillusionierte, pragmatische Frau, die sich von ihren Träumen verabschiedet hat. Wenn die beiden miteinander sprechen, sind sie scheinbar locker, aber sie kratzen nur an der Oberfläche dessen, was sie eigentlich sagen wollen. In eleganten Dialogen erzählen sie scheinbar von sich, aber tatsächlich von der Einsamkeit und von einstmals weit geöffneten Türen, die sich – vielleicht für immer – geschlossen haben.

Gaby Sikorski (programmkino.de)

„Zwischen uns das Leben“ lebt von den beiden Hauptdarstellern. Ihre Chemie ist sofort spürbar. Stéphane Brizé hat mit Sorgfalt inszeniert, beweist aber auch den Mut, mit Konventionen zu brechen. Wenn Mathieu und Alice auseinandergehen, zeigt er Momente ihres jetzigen Lebens. Still, von außen. Andere Momente sind nicht weniger unkonventionell. Etwa, wenn beide auf einer Hochzeit sind und minutenlang der Performance zweier Künstler lauschen, die akustisch perfekt Vögel nachahmen können. Der Zuschauer sieht das zusammen mit den Beiden an. Es braucht schon Mut, diese Momente des narrativen Stillstands zu präsentieren, weil sie es dem Publikum erlauben, tiefer in die von dem Film ausgelöste Gedankenwelt einzutauchen.

Das ist die eigentliche Stärke von „Zwischen und das Leben“. Dass er konsequent von einem Treffen alter Liebender erzählt, aber mit dem, was er zeigt dem Publikum eine Leinwand für die eigene Projektion bietet. Weil dieser Film unweigerlich zum Nachdenken anregt, weil die Vergangenheit niemanden jemals wirklich unberührt lässt.

Peter Osteried (programmkino.de)